Die Wettbewerbe wie auch die Sieger im Motorradsport der Anfangszeit, beginnend mit dem ausgehenden 19. Jahrhundert bis zum Ersten Weltkrieg, sind noch weitestgehend unbekannt.
Sicherlich ging auch immer wieder durch die Medien der heutigen Zeit, dass in Deutschland mit der „Hildebrand & Wolfmüller“ das erste Serien-Motorrad der Welt produziert wurde, dass mit dem französischen Motorrad der aus Russland stammenden Brüder Werner und mit der „Laurin & Klement“ aus Böhmen einige Erfolge erzielt wurden oder dass 1904 die Gründung des Motorradsport-Weltverbandes F.I.C.M. erfolgte.
Vielleicht hat man auch schon von den „Ur-Europa-Meisterschaften“, den Wettbewerben um die „Coupe du Motocycle Club de France“ – wie der offizielle Titel lautet – in den Jahren 1904 bis 1906 gehört.
Gleich recht von der ersten Tourist Trophy auf der britischen Isle of Man im Mai 1907 …
Jedoch, vieles blieb bislang noch im Verborgenen, so unter anderem …
Das Münchener Motor-Zweirad “Hildebrand & Wolfmüller” landete gleich bei seinem ersten Start innerhalb einer Motorsport-Konkurrenz des Jahres 1895 einen überragenden Erfolg.
Zwei Jahre später düpierte ein deutscher Fahrer erneut auf diesem Motorrad die gesamte französische Gegnerschaft mit ihren Dreirädern … und dies bei einem anspruchsvollen Rennen nahe Paris.
Der wahre, sportliche Sieger des Exelbergrennens bei Wien 1899 – dem ersten Bergrennen der Geschichte nur für Motorräder – war gar nicht der viel publizierte Herr X …
Bei der Fernfahrt Paris – Berlin, dem Motorsportereignis des Jahres 1901, bewältigten auch zwei bekannte Motorradfahrer die rund 1.200 Kilometer lange Distanz.
1902 startete der deutsche Dreirad-Pionier Max Cudell mit einem Geschäftspartner eine Weltreise – am Steuer des Panhard „Passe-Partout“ saß Eduard Nikodem aus Österreich-Ungarn, der bald zu einem der weltbesten Motorrradpiloten avancierte.
Bereits 1903 genehmigte Kaiser Wilhelm II. eine permanente Rennstrecke im Berliner Grunewald … erst zwei Jahrzehnte später ging sie als die berühmte AVUS in die Geschichte ein.
Die Rennen um den Coupe du Motocycle Club de France wurden 1906 nach zahlreichen Protesten und Meinungsverschiedenheiten der beteiligten Motorradklubs beendet – der 1904 gegründete Motorradsport-Weltverband FICM galt vorübergehend als aufgelöst.
An der Eilenriede, dem Stadtwald von Hannover, trug man bereits 1906 Konkurrenzen für Motorräder aus.
1907 gab es dort Quasi-Rennen um die Deutsche Meisterschaft auf der Bahn.
Die auf der Straße wurden im Forstenrieder Park bei München sowie am Kesselberg von Kochel am See in Richtung Urfeld ausgetragen.
1908 verfolgte ein zukünftiger Kaiser das Bergrennen von Königsaal nach Jilowischt bei Prag.
Dies alles waren keine “anonymen” Veranstaltungen.
So hatten sich 1901 bei der Ankunft der Fernfahrer von Paris nach Berlin zehntausende Zuschauer auf der Trabrennbahn in Westend eingefunden.
Beim 3. Internationales Bahnrennen des Frankfurter Automobil-Clubs war im August 1903 eine Menschenmenge von geschätzten 20.000 Personen zugegen.
Im August 1905 sollen 40.000 Zuschauer Zeugen der kolossalen Schnelligkeit und absoluten Verlässlichkeit des österreichischen Puch-Motorrades sowohl im Bergfahren als auch in der Ebene bei der Herkomer-Konkurrenz gewesen sein.
Noch 1910 pilgerten über 20.000 Schaulustige zum Bergrennen auf die Ries bei Graz – die ganze Stadt schien auf den Beinen …